Pater Gerhards Rundbriefe

den 28. Januar 1990

 

Meine lieben Verwandten, Freunde und Bekannten,

dieser außerordentliche Rundbrief sollte eigentlich gar keiner sein, d.h. er sollte ein persönlicher Dankbrief werden an alle, die mir durch Briefe, Missionsgaben und vieles andere mehr ihre Verbundenheit an Weihnachten gezeigt haben. Warum die Eile? Weil ich daran bin, mein Ränzlein zu schnüren und meinen ersten Heimaturlaub anzutreten. Gerade eben habe ich erfahren, daß mein Flug für diesen Freitag gebucht ist und ich am Samstag, dem 3. Februar in München ankommen werde.

Eigentlich war alles gar nicht so geplant, aber es kommt ja üblicherweise immer ganz anders als man denkt. Erst dachte ich, ich müßte ohnehin meinen für 1990 fälligen Heimaturlaub verschieben, weil ich den Auftrag hatte, das sinkende Schiff unserer Missionsschule, der Impumelelo High School, doch noch vor dem Untergang zu retten. Aber dann ist es doch schneller gesunken als erwartet und so bleibt sie für dieses Jahr geschlossen, aber nicht ohne die Hoffnung, den morschen Kahn doch wieder flott zu bekommen. So war ich dieser Aufgabe entbunden und frei, in Urlaub zu gehen, aber auch frei, von Mahlabatini weg in eine andere Pfarrei versetzt zu werden. Und wie das nun mal ist, wenn sich das Versetzungskarussell zu drehen beginnt, dauert es eine Weile, bis sich die Spreu der Gerüchte vom Weizen der Wahrheit trennt. Momentan, falls sich das Karussell nicht doch nochmal zu drehen beginnt, sieht es so aus, als ob ich nach meinem Heimaturlaub erst mal einen anderen Pfarrer während seines Heimaturlaubs vertreten sollte und dann als Pfarrer die beiden Pfarreien Mangete und Mandini (das liegt an der Mündung des Tugela-Flusses in den Indischen Ozean) übernehmen sollte. Die jetzigen Pfarrer der dortigen Gemeinden sind beide gut über die Achtzig und haben sich den Ruhestand redlich verdient und mir könne man zwei Pfarreien schon zumuten, meinte meine Obrigkeit.

Wenn mir auch der Abschied von Mahlabatini durchaus nicht leicht fällt, zumal ich viele Dinge, die ich aufzubauen begonnen hatte, nun sich selbst überlassen muß, so freut mich doch die neue Aufgabe. Während Mahlabatini eine Buschpfarrei ist, die Besucher immer als "tiefstes Afrika" bezeichnet hatten, ist Mandini/Mangete eine echt südafrikanische Pfarrei, d.h. meine Pfarrkinder sind ein buntes Völkergemisch aus Zulu, Mischlingen, Weißen und Indern mit Villen- und Elendsvierteln, Busch- und Farmland, Industrieanlagen und fruchtloser Öde. Dies wird eine große Herausforderung sein und darauf freue ich mich, denn schließlich bin ich ja nicht zum Faulenzen hierhergekommen.

Der Grund, warum ich nun so übereilt meinen Urlaub antrete, ist erstens, daß meine Mutter vor wenigen Tagen mit Verdacht auf Schlaganfall ins Krankenhaus eingeliefert wurde und zweitens, damit ich bald wieder zurückkommen kann, um meinen neuen Dienst hier anzutreten.

Meine Anschrift bleibt vorerst die gewohnte Adresse, denn den Umzug muß ich auf die Zeit nach meinem Heimaturlaub verschieben. In Deutschland bin ich wohl am ehesten über meinen Bruder: Johannes Lagleder, Eichstätter Straße 34, 86633 Neuburg/Donau, Tel. 08431-46555 - oder die Missionsprokura in St. Ottilien, Tel. 08193-71223 zu erreichen.

Natürlich werde ich nicht alle von Euch wiedersehen können bei meinem Heimaturlaub, aber sicher viele von Euch.

In diesem Sinne "Auf Wiedersehen" und "Behüt' Euch Gott"!

Herzlichst Euer

Pater Gerhard


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